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zwei Kellern 100.000 Eimer, und in Sadyli
50.000
Eimer. Nach neuesten Standard wurde
der Grosskeller auf dem Mustergut in Karaeri
gebaut. Mit den geschaffenen Kapazitäten
war man in der Lage, nicht nur die gesteigerte
Eigenproduktion zu verarbeiten, sondern auch
die Überproduktion an Weintrauben und
Jungwein derWinzer in den Kolonistendörfern
und bei den Einheimischen abzuschöpfen.
Zu diesem Zweck ergänzte Vohrer die
Weinkeller mit Anlagen zur Herstellung von
Weindestillaten.
1905
errichtete die Firma eine Lager- und
VerarbeitungszentraledirektanderBahnstation
Elizavetpol’. Ab 1908 wurden Zisternen aus Beton gebaut, die mit Hilfe von reichsdeutschen
Spezialisten vom Kloster Neuburg im Innern mit Glas ausgestattet wurden.
Zugleich sorgten eigene Laboratorien für eine ständige Überwachung der Qualität in
allen Betriebsabteilungen. Eine eigene Bahnanbindung und Verladestation für 20 Waggons
beschleunigte die Abfertigung der Waren. Bis 1910 erreichte der Absatz innerhalb des
Russischen Reiches 450.000 Eimer.
Zur selben Zeit wuchs auch die Nachfrage im Ausland, wo das Unternehmen auf
internationalen Messen seine Waren präsentierte und seit 1897 regelmäßig Auszeichnungen
für seine Erzeugnisse erhielt. Dies deutet an, dass die Qualität der Weine durchaus
europäischen Ansprüchen genügte.
Dabei überließ das Unternehmen den Absatz der Produkte nicht fremden Händen,
sondern baute systematisch ein Vertriebsnetz aus: 1913 unterhielt das „
Handelshaus der
Gebr. Vohrer“
Zweigstellen in Elizavetpol’, Tiflis und Baku sowie Verkaufsstellen in Batumi,
Aschchabad, Merv, Kars, Aleksandropol, Tomsk und Krasnovodsk. Allein 1906 wurden über
6.000
Eimer Kognak in 38 Gouvernements Russlands verkauft.
Absatz fanden die Produkte nicht nur im Sommer in Chadschikänd bei den stets durstigen
Bakuer Feriengästen, sondern vor allem in Baku selbst. Hier betrieb die Fa. Vohrer ein Lager
mit Geschäft und eine Gastwirtschaft mit Biergarten. In den sogenannten „Vohrerschen
Gärten“ in der Nähe des Bahnhofs traf man sich an der ersten Kegelbahn und zu Musik
und Tanz (Kapellmeister Müller spielte nicht nur Blasmusik). Aufgrund der wachsenden
Nachfrage erweiterte das Unternehmen die Brauerei in Helenendorf 1909 und stattete sie
mit modernster Technik aus. Das bisherige Flusswasser wurde durch Quellwasser aus den
nahen Bergen ersetzt, Hefe über Riga und Berlin bezogen, Hopfen kam ausschließlich aus
Wolhynien und Bayern, und Getreide erzeugte die eigene Wirtschaft.
Da jedoch nicht alle Flächen gleichermaßen für den Weinanbau geeignet waren, erschloss
Vohrer die Restflächen für den Ackerbau, pflanzte Obstbäume entlang der Hauptwege und
D r e i e t a g i g e r
Weinkeller mit
Zisternen